Für die einen ist alles ganz einfach: Das Universum entstand durch den Urknall, und dann ist das Leben durch Aminosäureverbindungen entstanden und hat sich im Laufe von Jahrmillionen zu immer höheren Formen entwickelt. Für die anderen ist das nicht so klar. Denn kann aus dem Nichts eine immer höhere Ordnung entstehen? Entwickelt sich etwas, das dem Zufall überlassen bleibt, nicht meistens zurück, anstatt immer besser zu werden? Hat das Universum und die Natur nicht eine wundervolle Ordnung, die kaum aus einer sich selbst überlassenen Explosion entstanden sein kann? Immerhin entstehen ja auch nicht da, wo auf der Erde die größten Explosionen stattfinden, die höchstentwickelten Lebensformen.
Viele Menschen suchen zeitlebens nach “dem Schöpfer”
Die meisten machen es sich einfach; da es reichlich komplex werden kann, über den Ursprung des Lebens zu philosophieren, überlassen sie es der Institution, die schließlich dafür da ist: der Kirche. Für sie finden sich alle Antworten und Trost in schweren Lebenslagen in der Bibel, dem Koran, … doch die meisten Menschen geben nach ein paar Leseversuchen in “den heiligen Büchern” schnell auf. Besonders das Alte Testament ist voller Gewalt und widersprüchlicher Erlebnisse. Da ist von einem Gott die Rede, der den Menschen in brennenden Dornbüschen erschien, der sein auserwähltes Volk gegen andere Völker verteidigte, ja sogar andere Stämme vernichtete, um sie ins gelobte Land zu führen. Man fragt sich zu recht, wo dieser Gott heute geblieben ist. Was steht alles drin in der Bibel: “Auge um Auge, Zahn um Zahn”, mithin die Genehmigung für Rache, durch die die Welt sicherlich niemals besser werden kann, und “Die Frau sei dem Manne untertan”. Da wäre mancher Frau die Urknalltheorie ohne so einen chauvinistischen Gott sicherlich lieber.
"Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei" (1. Mose 1,26)
Wieso spricht der Gott von sich in der Mehrzahl? Da fährt Gott vom Himmel herab, um arme Propheten wie Moses und Konsorten zu erschrecken und gibt ihnen Steintafeln mit zehn Geboten. Dieser Gott ist extrem rachsüchtig und gewaltbereit. Dass die Göttersöhne sich mit den Erden-Menschen paarten, nur als Kuriosität am Rande. Und dass der “Herr” immer wieder mit Getöse und Rauch aus den Wolken niederkommt, um mit Mose und Hesekiel etc. zu plauschen, macht ebenfalls stutzig. Sollte sich Gott heute einmal so zeigen. Dann könnten die Menschen endlich glauben. Oder besser, sie bräuchten nicht mehr zu glauben; sie könnten es in den Acht-Uhr- Nachrichten sehen. Gott Jahwe hat die Menschen damals immer wieder gegen Angriffe anderer Völker verteidigt. Verteidigt? Nein, er koordinierte ihre Angriffe.
"Wenn nun mein Engel vor dir herzieht und dich bringt an die Amoriter, Hethither, Pheresiter, Kanaaniter, Heviter und Jebusiter und ich sie vertilge…" (2. Buch Mose 23,23)
Merkwürdig. Ist Gott heute nicht immer auf beiden Seiten der kriegführenden Parteien? Im 4. Buch Mose, Kapitel 31,15 ff spricht Moses:
"Wie, ihr habt alle Weiber leben lassen? So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, auch alle Frauen, denen schon ein Mann beigewohnt hat …"
Und etwas weiter liest man, dass der Herr, wie er gefordert hatte, von den 16000 leben gelassenen Menschen 32 abbekam. Ist es Blasphemie, wenn man anzweifelt, dass der Schöpfer des Lebens seinen Anteil vom Kriegsgewinn, auch Edelmetalle und Tiere, nach genauen Vorgaben einfordert?
In Joshua 8,24 lesen wir voll Erstaunen:
"Und als die Israeliten alle Bewohner von Ai auf freiem Felde, am Abhang, wo sie ihnen nachgejagt, niedergemacht hatten und alle bis auf den letzten Mann durch die Schärfe des Schwertes gefallen waren, kehrte ganz Israel zurück nach Ai und schlug es mit der Schärfe des Schwertes. Und derer, die an diesem Tage fielen, Männer und Frauen, waren im ganzen zwölftausend… Den König von Ai ließ er (Joshua) an den Pfahl hängen bis zum Abend …"
Im zehnten, elften und zwölften Kapitel Joshuas geht es munter weiter mit reihenweisem Abschlachten. Entschuldige, Herr, wenn ich an Dir zweifle. Wenn ich andere Vorstellungen von Gut und Böse habe als Du. Denn im Buch Joshua, 21,45 steht geschrieben:
"Nichts fiel dahin von all dem Guten, das der Herr dem Hause Israel versprochen hatte …"
und in 24,13:
"Und ich gab euch ein Land, um das ihr euch nicht abgemüht, und Städte, die ihr nicht gebaut und doch zum Wohnsitz bekommen habt; ihr esset von Weinbergen und Ölbäumen, die ihr nicht gepflanzt habt."
Ein Schelm, wer Arges dabei denkt …
Ist Gott nun solch ein drolliger Kauz, dass es ihm Spaß macht, die Leute zu verwirren? Will er, dass wir hinter all diese irrsinnigen Geschichten, die geschrieben wurden, uns die Wahrheit selbst zurecht basteln? Dass nur die Gläubigsten über kleine Unstimmigkeiten hinwegsehen und diese dafür um so fester im Glauben sind? Und alle anderen, die Zweifel anmelden, kommen in die Hölle? Oder ist die Bibel vielleicht doch nur eine zufällige Ansammlung alter Schriften? Passt es vielleicht den Kirchenoberen ganz gut in den Kram, dass niemand in diesem Wirrwarr wirklich den wahren Gott findet und sie daher als Mittler dienen können? Ja, ist es überhaupt ein und derselbe Gott, der da so widersprüchlich agiert? Meistens heißt er schlicht “Herr”, obwohl er in den originalen Schriften mal “Baal” oder “Adonai” heißt, dann “Zebaoth”, dann sind es mehrere “Elohim”, und dann ist es wieder ein “Herr” namens “Jahwe” oder auch “Jehova”, der “Gott der Götter”. (siehe 5.Mose 10,17) Da die wenigsten Leser ausgefuchste Bibelkenner sein werden, noch ein paar schöne Textstellen, die deutlich machen, dass es schwer ist, an diesen Gott als liebevollen Schöpfer des Universums zu glauben:
"Darnach nahm Mose das Blut, besprengte das Volk damit und sprach: Seht, das ist das Blut des Bundes, den der Herr auf Grund all dieser Gebote mit Euch geschlossen hat." (2. Buch Mose 24,8)
Schade, dass diese schöne Sitte heute nicht mehr gebräuchlich ist. Empfindsame Seelen würden sonst viel rascher aus den Kirchen austreten.
"Der Herr aber sprach zu Mose: der Mann muss getötet werden; die ganze Gemeinde soll ihn außerhalb des Lagers steinigen." (4. Mose 15,35)
Ein Gott, der Hinrichtungen befielt?
Ist nicht Esau Jakobs Bruder? spricht der Herr, und doch habe ich Jakob geliebt, Esau aber gehasst. (Maleachi 1,2-3)
Ein Gott, der hasst? Man sollte ab und zu mal wieder in der Bibel lesen.
Nun, was auch immer man von diesem Gott halten mag, der seinem auserwählten Volk so nahe gestanden hat; auch die christliche Religion hat dieses Alte Testament zur Heiligen Schrift erklärt. Im Neuen Testament aber hat Jesus nicht viel übrig für den Gott der Juden. Er sagt, dass sie den Teufel anbeten:
"Ihr stammt vom Teufel als eurem Vater und wollt die Gelüste eures Vaters tun. Der war von Anfang an ein Menschenmörder und stand nicht in der Wahrheit." (Johannes 8,44)
"Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben."
Das heißt, wir haben es hier mit einem Gott zu tun, der die Juden ins gelobte Land führen wollte (und wohl noch daran arbeitet), welcher aber von Jesus Christus, der sich immerhin durch ein von Liebe und Sanftmut gekennzeichnetes Leben qualifiziert hat, als Teufel bezeichnet wird.
Alles klar? Mir auch nicht!
Mir ist nur klar, dass derjenige, der das Universum geschaffen hat, so nicht sein kann. Was aber gibt es dann für eine Erklärung für die verschiedenen Berichte über das Wirken dieses als Gott angesehenen Wesens im Alten Testament? Über phantastische Möglichkeiten, die ihn durchaus über die Menschen erhebt, verfügte er ja offensichtlich. Erich von Däniken hat ja die interessante Frage aufgeworfen: Ist dieser Gott Jahwe vielleicht ein Außerirdischer, der den damaligen Menschen ob seiner technischen Möglichkeiten als Gott erscheinen musste? Man sollte sich mal die Mühe machen, die ersten Abschnitte des Buches “Hesekiel” zu lesen. Das klingt sehr wie die verworrene Beschreibung eines einfachen Menschen, der noch nie in seinem Leben ein Flugzeug oder Raumschiff gesehen hat und nun versucht, ein außerordentliches Erlebnis in Worte zu fassen:
"Ich sah aber, wie ein Sturmwind daherkam von Norden her und eine große Wolke, umgeben von strahlendem Glanz und einem unaufhörlichem Feuer, aus dessen Mitte es blinkte wie Glanzerz. Und mitten darin erschienen Gestalten wie von vier lebenden Wesen. (…) Und zwischen den lebenden Wesen war es anzusehen, wie wenn feurige Kohlen brennten. (…) Weiter sah ich neben jedem der vier lebenden Wesen ein Rad auf dem Boden. Das Aussehen der Räder war wie der Schimmer eines Chrysoliths. (…) und ein Getöse wie das eines Heerlagers. Wenn sie aber stillstanden, senkten sie ihre Flügel."
So beschreibt Hesekiel seine Begegnung mit dem Gott Jahwe. Wenn es also ein Außerirdischer war, dann würde es immerhin die “Gottessöhne” erklären, die sich mit den Erdenfrauen verlustierten, ebenso das Feuer und Getöse, wenn er auf den Berg hinabfuhr. Möglicherweise war es schon damals schwer, drunten im Tal einen Parkplatz zu finden. Und gab es damals auch irgendeine Strahlung, die die Annäherung an das Raumschiff gefährlich machte, wie das auch heute bei UFO-Landungen manchmal gemessen werden kann? Der Herr verbietet immerhin dem gemeinen Volk, auf den Berg zu kommen.
"… denn wer den Berg berührt, der ist des Todes." (2. Mose 19,12)
Und immer wieder ist in der Bibel davon die Rede, wie man strahlende Gegenstände reinigen kann. Und als Moses mit den Schrifttafeln der zehn Gebote von seinem Herrn kommt, strahlt er – nicht nur vor Begeisterung.
"Als Moses darnach vom Berge Sinai herabstieg, da wusste er nicht, dass die Haut seines Antlitzes strahlend geworden war." (2. Mose 34,29)
Er legte danach tagelang eine Hülle auf sein Antlitz, um die Umstehenden nicht zu gefährden. Solch strahlende Helden gibt es heute nur noch im Kino. Wie auch immer; es ist kein Wunder, dass die Menschen Schwierigkeiten mit diesem Gott haben. Und die Kirchenleute tun wenig, um die Verwirrung über den Gottesbegriff zu beenden. Sie beharren darauf, dass man die Bibel nur genau genug lesen müsse. Dann könne man alles verstehen und alles mache für den Eingeweihten Sinn.
Nein, Sinn machte das nicht mal im Mittelalter, aber da war den einfachen Leuten wenigstens verboten, die Bibel zu lesen.
So hatte niemand die Möglichkeit, sich selber einen Eindruck von diesem Gott zu schaffen, musste sich also auf die Vermittlung durch die Kirchenleute verlassen. Heute haben wir es besser. Oder auch nicht. Denn je mehr wir im modernen Informationszeitalter über die Bibel und den Begriff “Gott” über die Kirchen erfahren, desto weniger überzeugt es uns. Die Geschichte der Kirchen ist voller Blut, vermischt sich problemlos mit den Greueltaten des Alten Testaments. Und auch heute distanziert sich, gerade die katholische Kirche kaum von ihrer blutigen Vergangenheit. Ja, sie sanktioniert noch in der letzten Enzyklika grausame Tierversuche und die Todesstrafe als legitim. Müsste eine Religion, die Anspruch auf Unfehlbarkeit erhebt, nicht aber die entsetzlichen Qualen und Vernichtung von Lebewesen verhindern und sich vehement für die schwachen Lebewesen einsetzen?
An was soll man da noch glauben?
Da kommt es uns gerade recht, dass die Wissenschaftler uns die Welt erklären können ohne diesen Gott, der keinen Sinn macht. Sie meinen, belegen zu können, dass das Universum aus dem Urknall per Zufall und natürlicher Auslese entstanden ist. Doch auch da ist es schwierig zu verstehen, wie sich dieses Universum gänzlich ohne eine ordnende Kraft zu immer höherer Ordnung vervollkommnet haben soll.
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